Anleitung zur Ausbildung von Stoßtrupps
(1917)
Allgemeines
- Der Stoßtrupp im Angriff - Der Stoßtrupp in der
Verteidigung - Angriffsverfahren - Ausbildung
- Sprengen von Hindernissen - Ausbildungsplan
I.
Allgemeines.
Jeder Stoßtrupp soll durch die Auswahl der beherztesten und
schneidigsten Leute sowie durch seine Sonderausbildung eine
besonders hervorstechende Kampfkraft der Kompagnie bilden
und durch seine Ausrüstung (Handgranaten u. a. m.) und
Bekleidung (Stahlhelm, Schutzschild) schon äußerlich in
der Kompagnie hervortreten.
Besondere Abzeichen auf Ärmel oder Achselklappe erleichtert
Erkennbarkeit des Stoßtrupps und hebt Selbstbewußtsein des
Mannes.
Die Stoßtrupps werden im allgemeinen im Rahmen der eigenen
Kompagnie Verwendung finden. Ihre Sonderausbildung,
zunächst selbständig, später im Rahmen der Kompagnie,
wird dieser sehr zugute kommen. Wenn die Kompagnien sich
zunächst auch damit begnügen müssen, nur etwa drei
Stoßtrupps auszubilden, so ist doch die Ausbildung aller
Gruppenführer und möglichst vieler Leute zur Verwendung im
Stoßtrupp anzustreben. Die Erfordernisse des Kampfes werden
trotz planmäßigen Ansatzes der Stoßtrupps oft eine
örtliche Zusammenfassung einzelner, nicht als solche
ausgebildeter Gruppen als Stoßtrupp erfordern, besonders in
der Verteidigung. Je mehr daher die Stoßtruppausbildung
Gemeingut zahlreicher Unterführer und Leute einer Kompagnie
geworden ist, desto leichter
wird sich dies ermöglichen. Auf keinen Fall darf aber die Ausbildung von Stoßtrupps
die Energie der
Truppe dahin beeinflussen, daß sie glaubt, die Stoßtrupps
machten nun alles. Nur der rücksichtslose Drang nach
vorwärts jedes einzelnen Mannes der stürmenden Infanterie
in Verbindung
mit den Stoßtrupps schafft den Erfolg.
Diese alte Erfahrung muß der Truppe immer wieder in
Erinnerung gebracht werden und Gemeingut aller bleiben.
II.
Der Stoßtrupp im
Angriff.
Die Hauptaufgabe der Stoßtrupps besteht in der Wegnahme
vorgeschobener Sappen, Flankierungsanlagen, erkannter
Blockhäuser, Maschinengewehre, verteidigter Unterstände,
vorher nicht erkannter feindlicher Verteidigungsanlagen und
im Aufrollen von Gräben, d. h. also in der Erleichterung
des Sturmes durch Fortnahme besonders schwieriger
feindlicher Anlagen.
Hierzu bedürfen sie einer besonders sorgfältigen
Ausbildung der Führer und jedes einzelnen Mannes in Geländebeurteilung und dementsprechender
Benutzung, in der Erkundung der feindlichen Stellungen,
deren Stärken, wie Schwächen, in der Erkundung der
Einbruchstellen, in der Anfertigung von Angriffsskizzen, in allen Arten des Grabenkrieges, im Werfen von
Handgranaten, im Schießen mit eigenen und französischen
Maschinengewehren und in deren Verwendung im Kampf
(flankierend).
Die Stoßtruppführer der in der vorderen Linie befindlichen
Kompagnien müssen ständig miteinander in Verbindung
treten, ihre Erkundungsergebnisse über das Gelände, die
feindlichen
Stellungen und Flankierungen austauschen und bei Ausführung
von Unternehmungen genaue Verabredungen zu gegenseitiger
Unterstützung - flankierenden Einbau von Maschinengewehren,
Einsatz von Flammenwerfern - treffen.
Bei Unternehmungen, die nach genauester vorheriger Erkundung
ausgeführt werden, muß jeder einzelne über Zweck und
Aufgabe völlig vertraut sein und die ihm zugeteilte
Rolle mit größter Gewandtheit, Schneid und
Rücksichtslosigkeit ausführen. Die einzelnen Stoßtrupps
arbeiten, je nach den Geländeverhältnissen, völlig
unabhängig voneinander, umgehen Blockhäuser,
Flankierungsanlagen, greifen flankierend oder von
rückwärts an und unterstützen sich dadurch gegenseitig.
Bei plötzlich auftretenden, vorher nicht erkannten
feindlichen Verteidigungsanlagen muß sich jeder Mann sofort
in die neue Aufgabe hineinversetzen und in gemeinsamer
Arbeit mit den übrigen Leuten des Stoßtrupps derartige
unvorhergesehene Hindernisse wegräumen können.
Das Ansetzen der Stoßtrupps vor, innerhalb oder hinter den
einzelnen Sturmwellen ist in jedem Einzelfalle nach der Lage
von dem Kompagnieführer anzuordnen.
Ihre Stärke und zweckmäßigste Zusammensetzung wird, je
nach Aufgabe, in 1 bis 3 Gruppen Infanterie, wenn nötig,
mit 1 Gruppe Pioniere, unter Zuteilung von 1
Maschinengewehr, zur flankierenden Bestreichung während des
Sturmes, 1 leichten Minenwerfer und 1 bis 2 Flammenwerfern
bestehen.
Die Bereitstellung je 1 Unterstützungs- und Gerätetrupps
ist in jedem Einzelfalle von dem Kompagnieführer zu
erwägen und richtig anzusetzen.
Zweck des Unterstützungstrupps: Sofortiges schnelles
Eingreifen bei Stockungen. Nach Wegnahme der feindlichen
Anlagen Unterstützung im Halten und Umbau der genommenen
Stellung.
Zweck des Gerätetrupps: Sofortiges
Heranschaffen der nötigen Geräte (Schutzschilde,
Sandsäcke, Handgranaten, Spaten und Beilpicken).
Wenn es das Gelände zuläßt, sofortige Anlage
eines rückwärtigen Verbindungsgrabens.
Ausrüstung:
Ausrüstung des Stoßtrupps: Ohne Gepäck.
Ob Patronentaschen mitzunehmen sind, hängt von der
Verwendung des Stoßtrupps nach dem Sturm ab. Wird er
herausgezogen, bleiben sie zurück, soll er die Stellung
halten, werden sie mitgenommen. (Patronen in Rocktaschen
oder Brotbeutel), 2 Sandsäcke mit je 3 Handgranaten um den
Hals über beiden Schultern und Drahtschere am Koppel,
Gewehr oder Karabiner umgehängt auf Rücken (nicht
aufgepflanztes Seitengewehr), Stahlhelm, Pionierschanzzeug
(Axt oder Beil) mit halblangem Stiel im Futteral, nur am
Koppel befestigt, Stiel nach oben, Stahlschutzschilde, wenn
die Aufgabe es erfordert, Gasschutzmaske, kleine rote oder
grüne (Sandsack) Fähnchen zum gegenseitigen Erkennen beim
Grabenkampf.
Ausrüstung des Unterstützungstrupps: Seitengewehr
aufgepflanzt, sonst wie Stoßtrupp. Die vom Unterstützungstrupp mitgeführten Handgranaten
dienen zur Reserve für den Stoßtrupp, des Gerätetrupps:
Gewehr umgehängt.
Verpflegung:
3 eiserne Portionen, Hartspiritus, Brot, reichlich Getränk.
III.
Der Stoßtrupp in der
Verteidigung.
a) Ebenso wichtig, wie Verwendung im Angriff. Häufig, unter
stets neuen Lagen üben.
b) Aufgabe:
1. Vertreiben des in Stellung gedrungenen
Gegners sofort nach Einbruch,
2. Ausheben von Nestern nach
Vorbereitung.
Letzteres entspricht dem Verfahren
im Angriff. Sofortiger Gegenstoß meist erfolgreich. Zögern
gibt Gegner Zeit zur Verstärkung, Masch. Gew. Nester).
c)
Bedingungen für Erfolg: schnelles Erfassen
der Lage, schneller Entschluß: Zusammenfassen der in der
Nähe befindlichen Leute zu einem Stoßtrupp (alte Verbände
durch Trommelfeuer meist zerrissen). Einteilen des Trupps
(Handgranaten vielfach knapp, daher nur beste Leute als
Werfer, Rest als Träger einteilen).
d) Ausrüstung: umgeschnallt, Patronentaschen, möglichst
viel Handgranaten.
e) Angriff: frontal, besser von der Flanke her im Graben,
entsprechend "Stoßtrupp im Angriff". Beigabe von
Maschinengewehren und Flammenwerfern erwünscht.
f) Übungen: wie im "Angriff". Beachten, daß
lange Erkundung nicht möglich, sondern sofortiger
Gegenstoß nötig. Sonst wird Gegner zu stark,
Erfolg dann fraglich. Gruppenführer und jeden Mann zu
größter Selbständigkeit
und schnellem Entschluß erziehen, da Befehl des Kompagnie-
und Zugführers oft fehlt.
IV.
Angriffsverfahren.
Beim Angriff gegen befestigte Stellungen
empfiehlt sich oft der Einbruch in mehreren kleinen
Sturmkolonnen an vorher erkundeten günstigen Stellen. Die
Sturmtrupps erreichen im Augenblick, in dem das eigene
Artilleriefeuer verlegt wird, an diesen Einbruchsstellen
überraschend die feindliche Stellung. Infanterietrupps
(Gruppen, Halbzüge, Züge) folgen den Sturmtrupps
unmittelbar. Weitere Infanterie
und Arbeitstrupps folgen mit kurzen Abständen
an den Einbruchsstellen, um die genommenen Stellungen
aufzuräumen und zu verstärken. Die
Stärke der Trupps richtet sich nach Ziel und Größe des
Angriffs.
Grundsatz ist dabei, die einzelnen Sturmkolonnen zur
Vermeidung unnötiger Verluste und gegenseitiger Behinderung
nur so stark zu machen, wie es zur Erreichung der gestellten
Aufgabe nötig ist.
Wenn ernstlicher Widerstand beim Feinde nicht zu erwarten
ist, können die Sturmtrupps auch zunächst zurückgehalten
und erst dann eingesetzt werden, wenn die Infanterie beim
weiteren Verlauf des Augriffs auf schwierig zu nehmende
Hindernisse stoßen sollte.
Infanteriegeschütze können während des Sturmes
wesentliche Dienste leisten.
Kleine Minenwerfer und Granatwerfer sollen
kurz vor dem Angriff die Einbruchsstellen bis
zum Eindringen der Sturmtrupps unter Feuer halten. Nach
Erfüllung dieser Aufgabe folgen sie den Sturmtrupps zur
weiteren Verwendung gegen etwa auftretende Hindernisse
während des
Angriffs.
Angriff in zahlreichen kleinen Sturmkolonnen, nicht in
Schützenlinie, überraschend, mit Verlegung des eigenen
Artilleriefeuers einbrechen.
Rücksichtsloses Vorgehen der 1. Welle bis zum
Ziel. Gründliche Aufräumungsarbeiten durch 2. und 3.
Welle, da 1. Welle sonst im Rücken gefährdet.
Kleine Flammenwerfer nicht allein vorschicken, bedürfen
Schutz durch Sturmtrupps.
Flankierend eingebaute Maschinengewehre können Angriff gut
unterstützen.
Telephontrupps, die den Sturmkolonnen folgen, können den
Führer schnell über das Vorschreiten des Angriffs
unterrichten.
Im Ziel sofort eingraben, Maschinengewehre so schnell wie
möglich einbauen, Besatzungstruppe nach der Tiefe gliedern.
Abwehr von Gegenangriffen besser mit Gewehr als mit
Handgranaten.
V.
Ausbildung.
Die Leitung der Ausbildung innerhalb der
Kompagnien leitet ein Offizier (Stoßtruppoffizier)
unter Aufsicht des Kompagnieführers. Die
Stoßtruppoffiziere des Regiments sind gemeinsam in
theoretischer und praktischer Beziehung auszubilden. Sie
müssen körperlich gewandt und befähigt sein, jede
taktische Lage sofort zu erkennen und dementsprechend
auszunutzen.
Die Ausbildung der Stoßtrupps hat in täglich wechselndem,
insbesondere in waldigem oder sonst unübersichtlichem
Gelände und möglichst oft im Rahmen der Kompagnie
stattzufinden. Bereits vorhandene Übungswerke sind
auszunutzen.
Neue Übungswerke verschiedenster Art, nach Anweisung des
Regiments, welche in bezug auf Ausbau oft nur angedeutet zu
sein brauchen Schützengräben knietief oder durch Anhäufen
von Laub, Blockhäuser durch Aufspannen von Zeltbahnen oder
Sträucher mit abgeschüttetem Laub, Flankierungsanlagen
durch Anhäufen von Knüppeln, Barrikaden, Masch.
Gew.-Anlagen aus Faschinen), sind von jeder Kompagnie
anzulegen, so daß innerhalb eines Regiments ein 12 maliger
Wechsel der Übungsaufgaben stattfinden kann.
Bei den Übungen müssen stets die Erkundung, das Ansetzen
und der Sturm des Stoßtrupps klar in Erscheinung treten.
Nach gelungenem Sturm hat sofort die weitere Erkundung nach
Front und Flanken einzusetzen.
Die feindlichen Stellungen sind stets durch Schützen mit
Platzpatronen und Maschinenwehren oder Attrappen zu besetzen
unter Mitwirkung von Schiedsrichtern, welche Verluste
eintreten lassen und jedes unkriegsgemäße Verhalten der
Erkundungspatrouillen und Stoßtrupps verhindern.
VI.
Sprengen von
Hindernissen.
Hindernisse werden mit behelfsmäßigen gestreckten oder
geballten Ladungen wie folgt zerstört:
1. Gestreckte Ladung. Zweck: Schaffen von Gasse durch ein
Stacheldrahthindernis. Herstellung: Auf eine Latte von der
ungefähren Länge des Hindernisses bindet man die Köpfe
von Handgranaten mittels Drahtes so auf, daß zwischen
jedem Kopf ein Abstand von 15 cm bleibt; die
Öffnungen zeigen nach einer Richtung. In jede Öffnung
eines Kopfes steckt man eine Sprengkapsel, die durch ein
Hölzchen festgeklemmt wird. (Skizze 1.)
Zwei Mann bringen die gestreckte Ladung kriechend vor und
schieben sie in die Nähe von Pfählen zwischen dem
Drahthindernis hindurch. Um die Ladung zündfertig zu
machen, schraubt man in den letzten Kopf einen
Handgranatenstiel mit Sprengkapsel ein und bindet an die
Abreißschnur eine andere längere Schnur oder ein Stück
Telephonkabel (siehe Skizze)
Der Mann, der die Ladung zur Entzündung bringen soll, sucht
Deckung in einem Graben oder Granatloch und bringt durch
Abreißen der Schnur die Ladung zur Detonation.
Die Ladung krepiert in 5 ½ Sekunden und schlägt eine
breite Gasse in das Hindernis.
2. Geballte Ladung. Herstellung: Um eine Handgranate
werden 6 oder mehr Handgranatenköpfe mit Draht gebunden,
Öffnungen nach einer Seite. In den Öffnungen werden
Sprengkapseln mit Hölzchen festgeklemmt.
Ein Mann kriecht bis in die Nähe des zu zerstörenden
Hindernisses heran und sucht in einem Granatloch Deckung.
Jetzt macht er die Ladung zündfertig (Stiel mit
Sprengkapsel einschrauben), reißt ab und wirft die Ladung
mitten in das Hindernis hinein. (Krepiert nach 5 ½
Sekunden.) Gleichzeitig können auch mehrere Ladungen
geworfen werden, um eine breitere und tiefere Gasse
herzustellen oder bei schmalen Hindernissen mehrere Gassen
an verschiedenen Stellen zu schlagen. (Skizze 2.)
3.
Um kleinere Durchgänge durch ein Maschendrahthindernis zu
schaffen, genügt die Detonation einer in 80 cm Höhe
aufgehängten Handgranate.
Um größere Lücken zu schaffen, verfährt man nach Skizze
4 oder 3. In den Öffnungen der Köpfe sind die
Sprengkapseln mit Hölzchen festgeklemmt.
Eine
geballte Ladung kann auch hergestellt werden, indem man
einen Sandsack zur Hälfte oder ¾ mit Handgranatenköpfen
füllt, dann eine Handgranate mit Stiel hinzusteckt. So
zubinden, daß Stiel heraussieht. Umwicklung mit Draht
oder Sandsackstreifen erhöht die Festigkeit.
Um Maschendraht durch Wurf mit Handgranaten zu zerstören,
bedarf es der Angelvorrichtung. Angelhaken Skizze 5.
Handgranate mit Angelvorrichtung Skizze 6. (Drahtring um
Handgranatenkopf, Schnur verbindet diesen mit Angelhaken)
VII.
Ausbildungsplan.
1.
Unterricht.
1.
Unterricht über Zweck und Verwendung
des Stoßtrupps.
2. Unterricht über Geländebeurteilung und Erkundung
feindlicher Stellungen an
einem Übungswerk, im Gelände und am Sandkasten.
(Bodenform, Erkennen der feindlichen Linien, wo sind
Flankierungsanlagen, wo Masch. Gew., wo Blockhäuser, wo
Sappen. Erkennen von besonderen Stellen im Gelände, wo
Deckung ist. Wo ist der günstigste Angriffspunkt. Meistens
da, wo man nicht
flankiert werden und selbst feindliche Stellung aufrollen kann.)
3. Kartenlesen.
4. Anfertigen von Gelände- und Ansichtsskizzen.
5. Unterricht über Zusammenwirken von Unterstützungs- und
Gerätetrupps.
6. Gebrauch eigener und feindlicher Handgranaten.
7.
Unterricht am Masch. Gew. und französischen Masch. Gew.
(Laden, Schießen und
Beseitigen von Hemmungen) und deren Verwendung.
8.
Unterricht über Verwendung des kleinen
Flammenwerfers beim Angriff.
9. Unterricht über Verwendung
des leichten Minenwerfers.
Für Offiziere und Unteroffiziere: Auswerten von
Fliegeraufnahmen.
2. Praktische Ausbildung.
A. Ausbildung in der Rotte: (Grundsatz:
2 Mann arbeiten ständig zusammen).
1. Schleich- und
Kriechübungen mit umgehängtem Gewehr und Handgranaten,
dabei Erkundungen und Anfertigen von Gelände- und Angriffsskizzen. Umschleichen von Blockhäusern,
Flankierungsanlagen, Heranschleichen an Scharten usw.
2.
Schnelles lautloses Gehen aus der Bereitstellung in die
Sturmstellung (Gewehr in der Hand, nicht aufgepflanzt).
3. Schnelles Heraustreten aus der Sturmstellung durch
Leitern oder Ausfallstufen, Aufnehmen der vor dem Graben
bereitgelegten Schutzschilde. Schneller Sprung und Stellung
mit Schutzschilden. Sofort Feuereröffnung (besonders
häufig zu üben bei steilen Hängen).
4. Benutzung von Schutzschilden beim
Angriff. Tragen und schnelles schräges
Aufstellen. Anschlag je nach Gelände, besonders bergauf.
Gehen, Laufen, Springen mit Schutzschild (Gewehr umgehängt,
Stahlschild schräg vor der Brust getragen, so daß
es größte Deckung gibt). Abwechselndes Vorkriechen und
Schießen durch Schutzschilde (beim Kriechen Kopf tief,
damit durchs Schutzschild gedeckt). Besondere Übungen in:
kurze Sprünge
mit Schutzschilden, Schießen, Schutzschildklappe
zu, dann schnelles Umhängen des Gewehrs
und Sprung. - Ständige gegenseitige Unterhaltung, daher
beim Sturm mit Schutzschilden 1 bis 2 Schritt Zwischenraum
(bei langsamem Vorwärtsschreiten des Angriffs dichtes
Zusammenstellen beider Schutzschilde, damit
größte Deckung).
5. Schneller Sprung hinter, in oder aus Blockhäuser,
Flankierungsanlagen, von dort weiterkämpfen mit
Handgranaten.
6. Beseitigen von Hindernissen im Kriechen und Liegen mit
und ohne Schutzschild.
7. Umbau genommener Stellungen.
8. Werfen mit scharfen Handgranaten täglich aus und in
Gräben und hinter Schutzschilden. Werfen mit scharfen
Handgranaten über Schulterwehren zur Vorübung des
Aufrollens von Gräben. Werfen mit französischen
Handgranaten.
9. Scharfschießen. Schießen gegen Schießscharten der
Stahlschilde (Stahlschildattrappen
aus Holz zur Feststellung der Schüsse, Schießscharten
schwarz angestrichen). Scharfschießen hinter Stahlschilden,
besonders bergauf. Schießen von Bäumen. Scharfschießen
mit Masch. Gew. und französischen Masch. Gew.
10. Übungen im Überwinden von Hindernissen (macht gewandt
und stärkt Selbstvertrauen).
Jedes Hindernis im Gelände (Gräben, Hecken, dichter Wald,
Zäune, Sandgruben, kleine Steinbrüche, Felspartien,
Mauern, Eindringen in Häuser durch die Fenster) ist so oft
wie möglich zu überwinden und als Sport zu betreiben.
Wo Hindernisse fehlen im Gelände, ist Hindernisbahn mit
verschiedenartigsten Hindernissen anzulegen. Überraschende
Hindernisse mit versteckt aufgebauten, einen Feind
darstellenden Attrappen besonders wertvoll (Maschendraht,
dahinter verdeckter Astverhau, Sackgassen, welche durch
Flankierungsanlagen unter Feuer gehalten werden u. a. m.).
11. Körperliche Übungen: Schnellauf, Ausbildung im
Gewehrsprung (siebe Ziffer 12d
Komp. Führ. Anleitung), Dauerlauf, Stafettenlauf mit kurzen
militärischen Meldungen, viele Kletterübungen auf Bäume.
Auch hierbei dient ein überraschendes Erscheinen eines
durch Attrappen dargestellten Feindes der Schärfung der
Entschlusskraft.
B. Ausbildung im Stoßtrupp.
1. Sorgfältigste Ausbildung der ganzen Gruppe wie in der
Rotte. (Jeder Stoßtruppführer ist stets selbständig nach
Auftragserteilung und darf nie auf besondere Angriffsbefehle
warten.)
2. Häufig zu üben: Schnelles, lautloses
Gehen aus der Bereitschaftsstellung in die Sturmstellung.
Gewehr flach in der Hand, nicht aufgepflanzt. Sobald
Gruppe an ihren Platz, gibt Gruppenführer selbständig
Zeichen zum Heraustreten (besonders zu üben in Bergland, wo
feindliche Stellung überhöhend, also Absicht des
Sturmangriffs vom Feind leicht erkannt werden kann, und
dadurch Stoßtrupps an anderen Stellen am Heraustreten
gehindert werden könnten).
3. Beseitigen von Hindernissen und gleichzeitig Kampf mit
Handgranaten und Schußwaffen.
4. Lange und kurze Sprünge in die feindlichen Gräben,
sofortiges Umarbeiten der
Gräben.
5. Kurzer Sprung mit Schutzschilden in
feindlichen Graben, Handgranatenkampf nach beiden Seiten mit
scharfen Handgranaten.
6. Planmäßiges Aufrollen eines feindlichen Grabens nach
einer Seite, Zusammenwirken der Handgranaten und
Schußwaffen (letztere außerhalb des Grabens).
7. Abriegeln einer genommenen feindlichen
Stellung.
8. Sturm mit und ohne Schutzschild auf eine
Flankierungsanlage usw. 9. Sturm mit und ohne Schutzschild
auf ein
erkanntes Blockhaus.
10. Sturm mit und ohne Schutzschild auf eine nicht
vorher erkannte Verteidigungsanlage.
Die Stürme sind täglich zu üben, besonders in bergigem,
waldigem und unübersichtlichem Gelände.
11. Nach Eindringen in feindliche Stellung sofortige weitere
Erkundung nach vorn und nach beiden Flanken, je nach
Aufgabe, unter Anfertigen von Skizzen.
l2. Sturmübung von mehreren Stoßtrupps zu je einer Gruppe.
- Eine oder zwei stürmen, die anderen Feuerunterstützung
auf erkanntes Masch. Gew., Blockhaus oder Flankierungsanlage
aus anderer Richtung.
13. Zusammenwirken mit bereitgestellten Unterstützungs- und
Gerätetrupps.
14. Zusammenwirken der Stoßtrupps mit der Kompagnie,
hierbei besondere Berücksichtigung eigenen flankierenden
Schützen- und Masch. Gew.-Feuers.
15. Zusammenarbeiten der Stoßtrupps mit Flammenwerfern
(dargestellt durch Stock als Spritze und Tornister) und
Masch. Gew., welche aus anderer Richtung den zu stürmenden
Teil möglichst lange beschießen, ferner Zusammenarbeiten
mit leichten Minenwerfern.
16. Sprengen von Hindernissen durch behelfsmäßige
gestreckte und geballte Ladung. Herstellung derselben.
(Siehe Abschnitt VI.) Skizze siehe hinten.
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