Anleitung zur Ausbildung von Stoßtrupps

(1917)

Allgemeines - Der Stoßtrupp im Angriff - Der Stoßtrupp in der Verteidigung - Angriffsverfahren - Ausbildung - Sprengen von Hindernissen - Ausbildungsplan

I. Allgemeines.

Jeder Stoßtrupp soll durch die Auswahl der beherztesten und schneidigsten Leute sowie durch seine Sonderausbildung eine besonders hervorstechende Kampfkraft der Kompagnie bilden und durch seine Ausrüstung (Handgranaten u. a. m.) und Bekleidung (Stahlhelm, Schutzschild) schon äußerlich in der Kompagnie hervortreten.
Besondere Abzeichen auf Ärmel oder Achselklappe erleichtert Erkennbarkeit des Stoßtrupps und hebt Selbstbewußtsein des Mannes.
Die Stoßtrupps werden im allgemeinen im Rahmen der eigenen Kompagnie Verwendung finden. Ihre Sonderausbildung, zunächst selbständig, später im Rahmen der Kompagnie, wird dieser sehr zugute kommen. Wenn die Kompagnien sich zunächst auch damit begnügen müssen, nur etwa drei Stoßtrupps auszubilden, so ist doch die Ausbildung aller Gruppenführer und möglichst vieler Leute zur Verwendung im Stoßtrupp anzustreben. Die Erfordernisse des Kampfes werden trotz planmäßigen Ansatzes der Stoßtrupps oft eine örtliche Zusammenfassung einzelner, nicht als solche ausgebildeter Gruppen als Stoßtrupp erfordern, besonders in der Verteidigung. Je mehr daher die Stoßtruppausbildung Gemeingut zahlreicher Unterführer und Leute einer Kompagnie geworden ist, desto leichter wird sich dies ermöglichen. Auf keinen Fall darf aber die Ausbildung von Stoßtrupps die Energie der Truppe dahin beeinflussen, daß sie glaubt, die Stoßtrupps machten nun alles. Nur der rücksichtslose Drang nach vorwärts jedes einzelnen Mannes der stürmenden Infanterie in Verbindung mit den Stoßtrupps schafft den Erfolg.
Diese alte Erfahrung muß der Truppe immer wieder in Erinnerung gebracht werden und Gemeingut aller bleiben.

II. Der Stoßtrupp im Angriff.

Die Hauptaufgabe der Stoßtrupps besteht in der Wegnahme vorgeschobener Sappen, Flankierungsanlagen, erkannter Blockhäuser, Maschinengewehre, verteidigter Unterstände, vorher nicht erkannter feindlicher Verteidigungsanlagen und im Aufrollen von Gräben, d. h. also in der Erleichterung des Sturmes durch Fortnahme besonders schwieriger feindlicher Anlagen.
Hierzu bedürfen sie einer besonders sorgfältigen Ausbildung der Führer und jedes einzelnen Mannes in Geländebeurteilung und dementsprechender Benutzung, in der Erkundung der feindlichen Stellungen, deren Stärken, wie Schwächen, in der Erkundung der Einbruchstellen, in der Anfertigung von Angriffsskizzen, in allen Arten des Grabenkrieges, im Werfen von Handgranaten, im Schießen mit eigenen und französischen Maschinengewehren und in deren Verwendung im Kampf (flankierend).
Die Stoßtruppführer der in der vorderen Linie befindlichen Kompagnien müssen ständig miteinander in Verbindung treten, ihre Erkundungsergebnisse über das Gelände, die feindlichen Stellungen und Flankierungen austauschen und bei Ausführung von Unternehmungen genaue Verabredungen zu gegenseitiger Unterstützung - flankierenden Einbau von Maschinengewehren, Einsatz von Flammenwerfern - treffen.
Bei Unternehmungen, die nach genauester vorheriger Erkundung ausgeführt werden, muß jeder einzelne über Zweck und Aufgabe völlig vertraut sein und die ihm zugeteilte Rolle mit größter Gewandtheit, Schneid und Rücksichtslosigkeit ausführen. Die einzelnen Stoßtrupps arbeiten, je nach den Geländeverhältnissen, völlig unabhängig voneinander, umgehen Blockhäuser, Flankierungsanlagen, greifen flankierend oder von rückwärts an und unterstützen sich dadurch gegenseitig.
Bei plötzlich auftretenden, vorher nicht erkannten feindlichen Verteidigungsanlagen muß sich jeder Mann sofort in die neue Aufgabe hineinversetzen und in gemeinsamer Arbeit mit den übrigen Leuten des Stoßtrupps derartige unvorhergesehene Hindernisse wegräumen können.
Das Ansetzen der Stoßtrupps vor, innerhalb oder hinter den einzelnen Sturmwellen ist in jedem Einzelfalle nach der Lage von dem Kompagnieführer anzuordnen.
Ihre Stärke und zweckmäßigste Zusammensetzung wird, je nach Aufgabe, in 1 bis 3 Gruppen Infanterie, wenn nötig, mit 1 Gruppe Pioniere, unter Zuteilung von 1 Maschinengewehr, zur flankierenden Bestreichung während des Sturmes, 1 leichten Minenwerfer und 1 bis 2 Flammenwerfern bestehen.
Die Bereitstellung je 1 Unterstützungs- und Gerätetrupps ist in jedem Einzelfalle von dem Kompagnieführer zu erwägen und richtig anzusetzen.
Zweck des Unterstützungstrupps: Sofortiges schnelles Eingreifen bei Stockungen. Nach Wegnahme der feindlichen Anlagen Unterstützung im Halten und Umbau der genommenen Stellung.
Zweck des Gerätetrupps: Sofortiges Heranschaffen der nötigen Geräte (Schutzschilde, Sandsäcke, Handgranaten, Spaten und Beilpicken).
Wenn es das Gelände zuläßt, sofortige Anlage eines rückwärtigen Verbindungsgrabens.

Ausrüstung:

Ausrüstung des Stoßtrupps: Ohne Gepäck.
Ob Patronentaschen mitzunehmen sind, hängt von der Verwendung des Stoßtrupps nach dem Sturm ab. Wird er herausgezogen, bleiben sie zurück, soll er die Stellung halten, werden sie mitgenommen. (Patronen in Rocktaschen oder Brotbeutel), 2 Sandsäcke mit je 3 Handgranaten um den Hals über beiden Schultern und Drahtschere am Koppel, Gewehr oder Karabiner umgehängt auf Rücken (nicht aufgepflanztes Seitengewehr), Stahlhelm, Pionierschanzzeug (Axt oder Beil) mit halblangem Stiel im Futteral, nur am Koppel befestigt, Stiel nach oben, Stahlschutzschilde, wenn die Aufgabe es erfordert, Gasschutzmaske, kleine rote oder grüne (Sandsack) Fähnchen zum gegenseitigen Erkennen beim Grabenkampf.
Ausrüstung des Unterstützungstrupps: Seitengewehr aufgepflanzt, sonst wie Stoßtrupp.
Die vom Unterstützungstrupp mitgeführten Handgranaten dienen zur Reserve für den Stoßtrupp, des Gerätetrupps: Gewehr umgehängt.

Verpflegung:

3 eiserne Portionen, Hartspiritus, Brot, reichlich Getränk.

III. Der Stoßtrupp in der Verteidigung.

a) Ebenso wichtig, wie Verwendung im Angriff. Häufig, unter stets neuen Lagen üben.
b) Aufgabe: 

1. Vertreiben des in Stellung gedrungenen Gegners sofort nach Einbruch, 

2. Ausheben von Nestern nach Vorbereitung.
Letzteres entspricht dem Verfahren im Angriff. Sofortiger Gegenstoß meist erfolgreich. Zögern gibt Gegner Zeit zur Verstärkung, Masch. Gew. Nester). 

c) Bedingungen für Erfolg: schnelles Erfassen der Lage, schneller Entschluß: Zusammenfassen der in der Nähe befindlichen Leute zu einem Stoßtrupp (alte Verbände durch Trommelfeuer meist zerrissen). Einteilen des Trupps (Handgranaten vielfach knapp, daher nur beste Leute als Werfer, Rest als Träger einteilen).
d) Ausrüstung: umgeschnallt, Patronentaschen, möglichst viel Handgranaten.
e) Angriff: frontal, besser von der Flanke her im Graben, entsprechend "Stoßtrupp im Angriff". Beigabe von Maschinengewehren und Flammenwerfern erwünscht.
f) Übungen: wie im "Angriff". Beachten, daß lange Erkundung nicht möglich, sondern sofortiger Gegenstoß nötig. Sonst wird Gegner zu stark, Erfolg dann fraglich. Gruppenführer und jeden Mann zu größter Selbständigkeit und schnellem Entschluß erziehen, da Befehl des Kompagnie- und Zugführers oft fehlt.

IV. Angriffsverfahren.

Beim Angriff gegen befestigte Stellungen empfiehlt sich oft der Einbruch in mehreren kleinen Sturmkolonnen an vorher erkundeten günstigen Stellen. Die Sturmtrupps erreichen im Augenblick, in dem das eigene Artilleriefeuer verlegt wird, an diesen Einbruchsstellen überraschend die feindliche Stellung. Infanterietrupps (Gruppen, Halbzüge, Züge) folgen den Sturmtrupps unmittelbar. Weitere Infanterie und Arbeitstrupps folgen mit kurzen Abständen an den Einbruchsstellen, um die genommenen Stellungen aufzuräumen und zu verstärken. Die Stärke der Trupps richtet sich nach Ziel und Größe des Angriffs.
Grundsatz ist dabei, die einzelnen Sturmkolonnen zur Vermeidung unnötiger Verluste und gegenseitiger Behinderung nur so stark zu machen, wie es zur Erreichung der gestellten Aufgabe nötig ist.
Wenn ernstlicher Widerstand beim Feinde nicht zu erwarten ist, können die Sturmtrupps auch zunächst zurückgehalten und erst dann eingesetzt werden, wenn die Infanterie beim weiteren Verlauf des Augriffs auf schwierig zu nehmende Hindernisse stoßen sollte.
Infanteriegeschütze können während des Sturmes wesentliche Dienste leisten.
Kleine Minenwerfer und Granatwerfer sollen kurz vor dem Angriff die Einbruchsstellen bis zum Eindringen der Sturmtrupps unter Feuer halten. Nach Erfüllung dieser Aufgabe folgen sie den Sturmtrupps zur weiteren Verwendung gegen etwa auftretende Hindernisse während des Angriffs.
Angriff in zahlreichen kleinen Sturmkolonnen, nicht in Schützenlinie, überraschend, mit Verlegung des eigenen Artilleriefeuers einbrechen.
Rücksichtsloses Vorgehen der 1. Welle bis zum Ziel. Gründliche Aufräumungsarbeiten durch 2. und 3. Welle, da 1. Welle sonst im Rücken gefährdet.
Kleine Flammenwerfer nicht allein vorschicken, bedürfen Schutz durch Sturmtrupps.
Flankierend eingebaute Maschinengewehre können Angriff gut unterstützen.
Telephontrupps, die den Sturmkolonnen folgen, können den Führer schnell über das Vorschreiten des Angriffs unterrichten.
Im Ziel sofort eingraben, Maschinengewehre so schnell wie möglich einbauen, Besatzungstruppe nach der Tiefe gliedern.
Abwehr von Gegenangriffen besser mit Gewehr als mit Handgranaten.

V. Ausbildung.

Die Leitung der Ausbildung innerhalb der Kompagnien leitet ein Offizier (Stoßtruppoffizier) unter Aufsicht des Kompagnieführers. Die Stoßtruppoffiziere des Regiments sind gemeinsam in theoretischer und praktischer Beziehung auszubilden. Sie müssen körperlich gewandt und befähigt sein, jede taktische Lage sofort zu erkennen und dementsprechend auszunutzen.
Die Ausbildung der Stoßtrupps hat in täglich wechselndem, insbesondere in waldigem oder sonst unübersichtlichem Gelände und möglichst oft im Rahmen der Kompagnie stattzufinden. Bereits vorhandene Übungswerke sind auszunutzen.
Neue Übungswerke verschiedenster Art, nach Anweisung des Regiments, welche in bezug auf Ausbau oft nur angedeutet zu sein brauchen Schützengräben knietief oder durch Anhäufen von Laub, Blockhäuser durch Aufspannen von Zeltbahnen oder Sträucher mit abgeschüttetem Laub, Flankierungsanlagen durch Anhäufen von Knüppeln, Barrikaden, Masch. Gew.-Anlagen aus Faschinen), sind von jeder Kompagnie anzulegen, so daß innerhalb eines Regiments ein 12 maliger Wechsel der Übungsaufgaben stattfinden kann.
Bei den Übungen müssen stets die Erkundung, das Ansetzen und der Sturm des Stoßtrupps klar in Erscheinung treten. Nach gelungenem Sturm hat sofort die weitere Erkundung nach Front und Flanken einzusetzen.
Die feindlichen Stellungen sind stets durch Schützen mit Platzpatronen und Maschinenwehren oder Attrappen zu besetzen unter Mitwirkung von Schiedsrichtern, welche Verluste eintreten lassen und jedes unkriegsgemäße Verhalten der Erkundungspatrouillen und Stoßtrupps verhindern.

VI. Sprengen von Hindernissen.

Hindernisse werden mit behelfsmäßigen gestreckten oder geballten Ladungen wie folgt zerstört:
1. Gestreckte Ladung. Zweck: Schaffen von Gasse durch ein Stacheldrahthindernis. Herstellung: Auf eine Latte von der ungefähren Länge des Hindernisses bindet man die Köpfe von Handgranaten mittels Drahtes so auf, daß zwischen jedem Kopf ein Abstand von 15 cm bleibt; die Öffnungen zeigen nach einer Richtung. In jede Öffnung eines Kopfes steckt man eine Sprengkapsel, die durch ein Hölzchen festgeklemmt wird. (Skizze 1.)
 
Zwei Mann bringen die gestreckte Ladung kriechend vor und schieben sie in die Nähe von Pfählen zwischen dem Drahthindernis hindurch. Um die Ladung zündfertig zu machen, schraubt man in den letzten Kopf einen Handgranatenstiel mit Sprengkapsel ein und bindet an die Abreißschnur eine andere längere Schnur oder ein Stück Telephonkabel (siehe Skizze)
Der Mann, der die Ladung zur Entzündung bringen soll, sucht Deckung in einem Graben oder Granatloch und bringt durch Abreißen der Schnur die Ladung zur Detonation.
Die Ladung krepiert in 5 ½ Sekunden und schlägt eine breite Gasse in das Hindernis.

Erster Weltkrieg: Gestreckte Ladung

2. Geballte Ladung. Herstellung: Um eine Handgranate werden 6 oder mehr Handgranatenköpfe mit Draht gebunden, Öffnungen nach einer Seite. In den Öffnungen werden Sprengkapseln mit Hölzchen festgeklemmt.
Ein Mann kriecht bis in die Nähe des zu zerstörenden Hindernisses heran und sucht in einem Granatloch Deckung. Jetzt macht er die Ladung zündfertig (Stiel mit Sprengkapsel einschrauben), reißt ab und wirft die Ladung mitten in das Hindernis hinein. (Krepiert nach 5 ½ Sekunden.) Gleichzeitig können auch mehrere Ladungen geworfen werden, um eine breitere und tiefere Gasse herzustellen oder bei schmalen Hindernissen mehrere Gassen an verschiedenen Stellen zu schlagen. (Skizze 2.)

Erster Weltkrieg: Geballte Ladung

3. Um kleinere Durchgänge durch ein Maschendrahthindernis zu schaffen, genügt die Detonation einer in 80 cm Höhe aufgehängten Handgranate.
Um größere Lücken zu schaffen, verfährt man nach Skizze 4 oder 3. In den Öffnungen der Köpfe sind die Sprengkapseln mit Hölzchen festgeklemmt.

Erster Weltkrieg: Sprengen von Drahtzäunen

Erster Weltkrieg: Sprengen von Drahtzäunen

Eine geballte Ladung kann auch hergestellt werden, indem man einen Sandsack zur Hälfte oder ¾ mit Handgranatenköpfen füllt, dann eine Handgranate mit Stiel hinzusteckt. So zubinden, daß Stiel heraussieht. Umwicklung mit Draht oder Sandsackstreifen erhöht die Festigkeit.
Um Maschendraht durch Wurf mit Handgranaten zu zerstören, bedarf es der Angelvorrichtung. Angelhaken Skizze 5. Handgranate mit Angelvorrichtung Skizze 6. (Drahtring um Handgranatenkopf, Schnur verbindet diesen mit Angelhaken)

 

VII. Ausbildungsplan.

1. Unterricht.

1. Unterricht über Zweck und Verwendung des Stoßtrupps.
2. Unterricht über Geländebeurteilung und Erkundung feindlicher Stellungen an
einem Übungswerk, im Gelände und am Sandkasten. (Bodenform, Erkennen der feindlichen Linien, wo sind Flankierungsanlagen, wo Masch. Gew., wo Blockhäuser, wo Sappen. Erkennen von besonderen Stellen im Gelände, wo Deckung ist. Wo ist der günstigste Angriffspunkt. Meistens da, wo man nicht
flankiert werden und selbst feindliche Stellung aufrollen kann.) 
3. Kartenlesen.
4. Anfertigen von Gelände- und Ansichtsskizzen.
5. Unterricht über Zusammenwirken von Unterstützungs- und Gerätetrupps.
6. Gebrauch eigener und feindlicher Handgranaten. 
7. Unterricht am Masch. Gew. und französischen Masch. Gew. (Laden, Schießen und Beseitigen von Hemmungen) und deren Verwendung. 
8. Unterricht über Verwendung des kleinen Flammenwerfers beim Angriff. 
9. Unterricht über Verwendung des leichten Minenwerfers.
Für Offiziere und Unteroffiziere: Auswerten von Fliegeraufnahmen.

2. Praktische Ausbildung.

A. Ausbildung in der Rotte: (Grundsatz: 2 Mann arbeiten ständig zusammen). 

1. Schleich- und Kriechübungen mit umgehängtem Gewehr und Handgranaten, dabei Erkundungen und Anfertigen von Gelände- und Angriffsskizzen. Umschleichen von Blockhäusern, Flankierungsanlagen, Heranschleichen an Scharten usw. 
2. Schnelles lautloses Gehen aus der Bereitstellung in die Sturmstellung (Gewehr in der Hand, nicht aufgepflanzt).
3. Schnelles Heraustreten aus der Sturmstellung durch Leitern oder Ausfallstufen, Aufnehmen der vor dem Graben bereitgelegten Schutzschilde. Schneller Sprung und Stellung mit Schutzschilden. Sofort Feuereröffnung (besonders häufig zu üben bei steilen Hängen).
4. Benutzung von Schutzschilden beim Angriff. Tragen und schnelles schräges Aufstellen. Anschlag je nach Gelände, besonders bergauf. Gehen, Laufen, Springen mit Schutzschild (Gewehr umgehängt, Stahlschild schräg vor der Brust getragen, so daß es größte Deckung gibt). Abwechselndes Vorkriechen und Schießen durch Schutzschilde (beim Kriechen Kopf tief, damit durchs Schutzschild gedeckt). Besondere Übungen in: kurze Sprünge mit Schutzschilden, Schießen, Schutzschildklappe zu, dann schnelles Umhängen des Gewehrs und Sprung. - Ständige gegenseitige Unterhaltung, daher beim Sturm mit Schutzschilden 1 bis 2 Schritt Zwischenraum (bei langsamem Vorwärtsschreiten des Angriffs dichtes Zusammenstellen beider Schutzschilde, damit größte Deckung).
5. Schneller Sprung hinter, in oder aus Blockhäuser, Flankierungsanlagen, von dort weiterkämpfen mit Handgranaten.
6. Beseitigen von Hindernissen im Kriechen und Liegen mit und ohne Schutzschild.
7. Umbau genommener Stellungen.
8. Werfen mit scharfen Handgranaten täglich aus und in Gräben und hinter Schutzschilden. Werfen mit scharfen Handgranaten über Schulterwehren zur Vorübung des Aufrollens von Gräben. Werfen mit französischen Handgranaten.
9. Scharfschießen. Schießen gegen Schießscharten der Stahlschilde (Stahlschildattrappen aus Holz zur Feststellung der Schüsse, Schießscharten schwarz angestrichen). Scharfschießen hinter Stahlschilden, besonders bergauf. Schießen von Bäumen. Scharfschießen mit Masch. Gew. und französischen Masch. Gew.
10. Übungen im Überwinden von Hindernissen (macht gewandt und stärkt Selbstvertrauen).
Jedes Hindernis im Gelände (Gräben, Hecken, dichter Wald, Zäune, Sandgruben, kleine Steinbrüche, Felspartien, Mauern, Eindringen in Häuser durch die Fenster) ist so oft wie möglich zu überwinden und als Sport zu betreiben.
Wo Hindernisse fehlen im Gelände, ist Hindernisbahn mit verschiedenartigsten Hindernissen anzulegen. Überraschende Hindernisse mit versteckt aufgebauten, einen Feind darstellenden Attrappen besonders wertvoll (Maschendraht, dahinter verdeckter Astverhau, Sackgassen, welche durch Flankierungsanlagen unter Feuer gehalten werden u. a. m.).
11. Körperliche Übungen: Schnellauf, Ausbildung im Gewehrsprung (siebe Ziffer 12d Komp. Führ. Anleitung), Dauerlauf, Stafettenlauf mit kurzen militärischen Meldungen, viele Kletterübungen auf Bäume. Auch hierbei dient ein überraschendes Erscheinen eines durch Attrappen dargestellten Feindes der Schärfung der Entschlusskraft.

B. Ausbildung im Stoßtrupp.

1. Sorgfältigste Ausbildung der ganzen Gruppe wie in der Rotte. (Jeder Stoßtruppführer ist stets selbständig nach Auftragserteilung und darf nie auf besondere Angriffsbefehle warten.)
2. Häufig zu üben: Schnelles, lautloses Gehen aus der Bereitschaftsstellung in die Sturmstellung. Gewehr flach in der Hand, nicht aufgepflanzt. Sobald Gruppe an ihren Platz, gibt Gruppenführer selbständig Zeichen zum Heraustreten (besonders zu üben in Bergland, wo feindliche Stellung überhöhend, also Absicht des Sturmangriffs vom Feind leicht erkannt werden kann, und dadurch Stoßtrupps an anderen Stellen am Heraustreten gehindert werden könnten).
3. Beseitigen von Hindernissen und gleichzeitig Kampf mit Handgranaten und Schußwaffen.
4. Lange und kurze Sprünge in die feindlichen Gräben, sofortiges Umarbeiten der Gräben.
5. Kurzer Sprung mit Schutzschilden in feindlichen Graben, Handgranatenkampf nach beiden Seiten mit scharfen Handgranaten.
6. Planmäßiges Aufrollen eines feindlichen Grabens nach einer Seite, Zusammenwirken der Handgranaten und Schußwaffen (letztere außerhalb des Grabens).
7. Abriegeln einer genommenen feindlichen Stellung.
8. Sturm mit und ohne Schutzschild auf eine Flankierungsanlage usw. 9. Sturm mit und ohne Schutzschild auf ein erkanntes Blockhaus.
10. Sturm mit und ohne Schutzschild auf eine nicht vorher erkannte Verteidigungsanlage.
Die Stürme sind täglich zu üben, besonders in bergigem, waldigem und unübersichtlichem Gelände.
11. Nach Eindringen in feindliche Stellung sofortige weitere Erkundung nach vorn und nach beiden Flanken, je nach Aufgabe, unter Anfertigen von Skizzen.
l2. Sturmübung von mehreren Stoßtrupps zu je einer Gruppe. - Eine oder zwei stürmen, die anderen Feuerunterstützung auf erkanntes Masch. Gew., Blockhaus oder Flankierungsanlage aus anderer Richtung.
13. Zusammenwirken mit bereitgestellten Unterstützungs- und Gerätetrupps.
14. Zusammenwirken der Stoßtrupps mit der Kompagnie, hierbei besondere Berücksichtigung eigenen flankierenden Schützen- und Masch. Gew.-Feuers.
15. Zusammenarbeiten der Stoßtrupps mit Flammenwerfern (dargestellt durch Stock als Spritze und Tornister) und Masch. Gew., welche aus anderer Richtung den zu stürmenden Teil möglichst lange beschießen, ferner Zusammenarbeiten mit leichten Minenwerfern.
16. Sprengen von Hindernissen durch behelfsmäßige gestreckte und geballte Ladung. Herstellung derselben. (Siehe Abschnitt VI.) Skizze siehe hinten.

Erster Weltkrieg: Angriffsskizze für Sturmtrupps

QUELLE:

Erster Weltkrieg: Anleitung für Kompagnieführer (1917)

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